Abenteuer Igelrettung

Gewöhnlich ist auf unserem Schulhof abends und nachts nichts los. Die Kinder liegen müde in ihren Betten und die Lehrkräfte genießen ihren Feierabend. Nur in der vergangenen Woche waren die Elternabende. Eltern und LehrerInnen waren so in der Dämmerung rund um die Schule unterwegs – und stellten fest, dass da noch andere waren.

Klitzekleine Igel liefen über unseren Schulhof. Was nun? Wo ist wohl die Mutter? Erstmal abwarten, war die Devise. Aber da schaltete sich Frau Friedrichs ein, Igel-Expertin aus der Altstadt. Sie wusste, dass ein Igel vor der Schule überfahren wurde. Das war wohl die Mutter der Igelchen, dies waren also Waisen-Igelkinder, die ohne Mutter noch nicht überleben können.

Also verabredeten sich 4 Kolleginnen spontan zur abendlichen Igelrettung. Wir machten es uns auf dem Schulhof gemütlich, mit Picknickkorb, Tisch und Stühlen, und natürlich hatten wir auch Taschenlampen, Katzenfutter, Handschuhe und eine Transportbox dabei. Zudem hatte Frau Friedrichs schon alles vorbereitet, um die jungen Igel aufzunehmen.

Schon bald war das erste Igelchen entdeckt und probierte munter vom Katzenfutter in der Transportbox. Es war ein richtiges Gänsehaut-Gefühl, als uns klar wurde, dass dieses kleinen Tier nun eine Chance hat, zu überleben. Wir nannten es Johannes oder Johanna, in Anlehnung an den Namen unserer Schule. Von da an hatten wir kaum die Ruhe, den Picknickkorb zu plündern, immer wieder schlichen wir über den Schulhof, um nach den Geschwisterchen zu suchen.

Inzwischen stieß auch Frau Friedrichs zu uns mit ihrer Hündin Mia. Mia kennt Igel gut und sollte uns helfen, die Tiere zu finden. Zwischendurch naschte Mia auch vom Katzenfutter. Frau Friedrichs stellte dann auch klar, dass das erste Tierchen ein Johannes ist. Endlich erschien der nächste Igel, Daniela, um vom Katzenfutter zu fressen. Wir freuten uns sehr und setzten Daniela mit in die Transportkiste. Obwohl es an diesem Abend sehr warm war, fühlten sich die kleinen Igel regelrecht kalt an. Sie sind noch zu klein, um selbstständig eine normale Körpertemperatur aufrecht zu erhalten.

Wir suchten unermüdlich weiter, zumindest einen kleinen Falk wollten wir noch finden. Wir konnten uns lange nicht entscheiden, aufzugeben, denn immer wieder hörten wir es in der Hecke rascheln. Schließlich, nach Mitternacht, mussten wir aber doch aufgeben, schließlich wollten wir nicht in der Schule übernachten.

Nun sind die beiden Igelkinder in der Obhut von Frau Friedrichs, und das ist auch gut so. Es gehört viel Erfahrung und Fachwissen dazu, um so junge Igelkinder (Johannes wog am ersten Abend mit 94 Gramm etwas weniger als eine Tafel Schokolade, Daniela mit 108 Gramm etwas mehr) großzuziehen.

Mit viel Geduld und Sorgfalt wird Frau Friedrichs nun

  • Flöhe und Würmer mit einem Arzneimittel entfernen,
  • Zecken mit einer Pinzette herausziehen,
  • die Tiere mit Nagellack auf den Stacheln markieren, um sie auseinanderzuhalten,
  • Wärmekissen regelmäßig erwärmen, um im Käfig die Wärme der Mutter zu ersetzen,
  • mehrmals täglich für Futter und Wasser sorgen,
  • regelmäßig die Tiere wiegen, um zu sehen, dass sie das Futter vertragen und wachsen,
  • Käfig und Näpfe täglich reinigen und … und … und.

Wenn Frau Friedrichs im Herbst den Kindern im ersten Schuljahr etwas über Igel erzählt, dann bringt sie vielleicht Johannes und Daniela mit. Und wer weiß, wo die beiden hinkommen, wenn sie groß sind, vielleicht können sie dann wieder im Schulgarten einziehen?

Übrigens, bereits nach einem Tag in der Igel-Pension konnte unsere Beiden ordentlich an Gewicht zulegen:

Wir wünschen Johannes und Daniela alles Gute, bedanken uns ganz herzlich bei Frau Friedrichs … und denken gern an das Abenteuer Igelrettung zurück!

Fotos: Friedrichs, Teske-Krügler